Der TV Winzingen führt uns zurück ins Jahr 1906 als am 28. Oktober 11 Turnkameraden den Beschluß faßten, einen Verein zu gründen. In der
Präambel unserer Vereinschronik werden die Fragen gestellt:
»Wo fühlt sich ein Turner frischer als beim Spiel auf grünem Rasen? Wo frommer als im Kreis der Kameraden, wo fröhlicher als beim Kampf um Kranz und Sieg und wo freier als bei froher
Turnerfahrt?«
Diese Worte kennzeichnen am besten den gesunden Geist und das echte turnerische Wollen der Gründungsmitglieder, die unter Leitung des längst verstorbenen ersten Vorstands Bernhard Kibler das
turnerische Werk hier in Winzingen begannen.
Wenige Monate nach seiner Gründung - im Sommer1907 - kehrte die kleine Vereinsmannschaft nach Winzingen zurück, mit ihrem 1. Mannschaftskranz vom Gauturnfest des damaligen Remsgaues. Sicherlich, es
war noch ein bescheidener Erfolg und dennoch bedeutete dieser erste Sieg als sichtbarer Ausdruck turnerischer Leistung viel für den kleinen Verein, der ohne jeden finanziellen Rückhalt, nur auf die
Spargroschen seiner Mitglieder angewiesen, sich Monat um Monat redlich abmühte, überhaupt erst die Voraussetzungen für eine turnerische Arbeit zu schaffen. Das erste Ziel wurde erreicht! Das
Bewußtsein, nicht allein zu stehen, sondern Rückhalt zu haben im großen Turnerkreis, gab Kraft und Ansporn. An dieser Stelle sei beispielsweise an das Abturnen des Jahres 1910 gedacht, das durch die
Teilnahme der TG Donzdorf und die begeisternde Ansprache des uns unvergesslichen Turnfreundes Hocker besonders erwähnt zu werden verdient.
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1912
In turnerischer Hinsicht ein wichtiges Jahr für den Verein, denn zum ersten Mal nahm seine Mannschaft an einem Kreisturnfest teil. Von
»heller Begeisterung der ganzen Ortschaft« berichtet das Protokoll, als die 12 Mann mit einem ersten Vereinskranz - angeführt von einem Turnkameraden aus Donzdorf vom Kreisturnfest in Göppingen
zurückkehrten.
Solche Abschnitte in der Geschichte des Vereins gaben Auftrieb. Kein Wunder, daß nun der Verein geschlossen nach einem sichtbaren Symbol seiner Gemeinschaft rief. Denn noch fehlte ja die Fahne. Aber
woher das Geld nehmen, die Kasse war leer. Da sprangen kurzentschlossen die Mitglieder in die Bresche und verpflichteten sich durch Unterschrift, für die Auslagen zu haften.»Es war ein festlich
frohes Bild« - so schrieb der Chronist in seinem Protokoll, als im Mai 1913 ein stattlicher Festzug mit 20 Fahnen, Patenverein war die TG Donzdorf, durch die kleine Ortschaft zur Feier der
Fahnenweihe zog. Froh klangen damals die alten Turnerlieder durch das erstmals für eine Turnerfeier so festlich geschmückte Dorf.
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1914
- »Krieg in Sicht!« - So steht es am Schluß des Protokolls über die vorläufig letzte Sitzung. Damit endet auch der erste Wegabschnitt in
der Geschichte unseres Vereins.
Nun schweigt das Protokollbuch mehr als 4Jahre lang. 11 Turnbrüder die ihren Dienst an der Front taten, kehrten nach Ende des l.Weltkrieges nicht mehr zurück. Ihre Namen sind zum bleibenden Gedenken
in der Ehrentafel des Vereins eingeprägt. Der 2. Wegabschnitt unseres Vereins begann mit dem Jahre1920. An dieser Stelle sei vor allem eines Mannes gedacht, der in den folgenden Jahren dem Verein den
Stempel seiner Persönlichkeit aufprägte. Es war Georg Göser der im Jahre 1920 die Vorstandschaft im Verein übernahm und diese übereinen Zeitraum von 20 Jahren fortführte.
So konnte unter der Vorstandschaft von Georg Göser im Jahre1925 derVerein den für seine späteren Feste so gutgeeigneten Turngarten an der Heldenbergstraße erwerben. Es war für den kleinen, finanziell
immer noch auf schwachen Füßen stehenden Verein nicht leicht, die auf dem Kaufgrundstück befindliche Scheuer zur Turnhalle um- und auszubauen.
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1928
Wiederum ein Jahr, das vom Chronisten hervorgehoben zu werden verdient. Dieses Jahr brachte der Faustballmannschaft unseres Vereins nach
siegreichen Turnieren in Giengen a. d. Brenz, Tübingen und Ravensburg die Gau- und Bezirksmeisterschaft ein.
Zum 25-jährigen Jubiläum des Vereins Im Mai 1931 traten 300 Turner des Remsgaues, des Hohenstaufen-, Land- und Städtegaues zu kreisoffenen Wettkämpfen an, und das Jahr darauf brachte den Höhepunkt
der turnerischen Geschichte unseres Vereins, das Gauturnfest des Hohenstaufen - Landgaues im Jahre1932.
Mit dem 30-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr1936 und der Herbstfeier des folgenden Jahres mit einem Schauturnen des Turnerbundes Eislingen wurde nicht nur eine turnerische Leistungsschau bester
Tradition geboten, sondern auch - wichtig für die künftigen Aufgaben - die Finanzlage des Vereins kräftig aufgebessert.
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1939
Wieder wurde es still um den Verein. Auch der 2. Weltkrieg forderte seine Opfer. Wieder standen die Turner draußen und als nach 6 Jahren
das bittere Ende kam, kehrten 40 Turnbrüder nicht mehr zurück. Was sie dem Verein aber gaben bis zu ihrem frühen Soldatentod, soll ihnen unvergesslich sein. Über den Trümmern des zusammengebrochenen
Reiches fanden sich überall in deutschen Landen die Turner wieder. Sie folgten auch in schwerster Zeit der Mahnung des Turnvaters Jahn, der in notvollen Jahren des Vaterlandes einst seinen Turnern
zurief: »ln Zeiten, wo alle alten Formen brechen, das neue furchtbar herrscht, in jedem Augenblick ein anderes droht, muß der Mensch der inneren Stimme folgen und der gerechten Sache vertrauen.« In
diesem Glauben sind die Turner auch im Zusammensturz des Reiches ihren ldealen treu geblieben und haben sie als kostbaren Besitz bewahrt, bis die Stunde der Sammlung wieder kam und das Erbe der
vergangenen Turngenerationen zu neuer Tat drängte.
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1952
Walter Kolb sprach bei den Olympischen Kämpfen in Helsinki das Wort:
»Die Turnkunst ist unter den Völkern der Erde wieder lebendig geworden. Sie zu erhalten und mit immer neuem und erlebnisreichem Inhalt zu füllen, das ist unsere immerwährende Aufgabe.« Auch in
unserem Verein regte sich sofort wieder neues Leben, als die junge Mannschaft von Krieg und Gefangenschaft zurückkehrte. Die Turnhalle wurde wieder instandgesetzt, Geräte wurden erneuert und der
Sportplatz hergerichtet. Leichtathletische Vergleichskämpfe mit den Nachbarvereinen, Teilnahme an kreisoffenen Wettkämpfen, Handballspiele und Turniere wechselten mit geselligen Gartenfesten.
Nach der Teilnahme unseres Vereins am Landesturnfest in Schwenningen im Jahre1952 rief bereits wieder die Arbeit. Noch musste vieles nach- und aufgeholt werden. Planierung des Sportplatzes hieß die
nächste Großaufgabe, die vor allem im Interesse der Handballabteilung gelöst werden mußte.
Neben seinem eigentlichen turnerischen Wirken aber wuchs der Verein von Jahr zu Jahr mehr und mehr ins eine weitere Aufgabe als Träger und Mittelpunkt des kulturellen Lebens unserer Heimatgemeinde
hinein.
Im Jahre 1956 wurden dann alle Anstrengungen unternommen, um das 50jährige Bestehen des Vereins würdig zu begehen. 10 Jahre später, im Jahre 1966, folgte dann das 60-jährige Jubiläum, an das sich
sicherlich noch viele unter uns gerne erinnern werden. Auf dem heutigen Sportplatzgelände wurde ein Großzelt errichtet, befreundete Turner und Mitglieder kamen von nah und fern und die Musikkapellen
wechselten sich ab in ihren frohen Klängen.
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Mit dem Jahre1966 begann dann auch eine lange Phase der Konsolidierung. Die Vorjahre waren noch geprägt von den Wirren des 2. Weltkrieges. Oftmals gab es Wechsel in der
Vereinsführung. Die Vorsitzenden des Vereins, Franz Grimm, Josef Wiget, Moritz Geiger, Otto Widmann, Karl Eisenmann, Karl Dangelmaier, Hermann Grimm, Emil Klement und wieder Otto Widmann wurden dann
schließlich abgelöst zu Beginn des Jahres1966 durch unseren langjährigen Vorsitzenden und heutigen Ehrenvorsitzenden Franz Remmler.
Unterstützt von vielen Turnkameraden und mit Unterstützung der Vorstandschaft und des gesamten Vereinsausschusses wurde im Jahre1969 das Vereinsheim in Angriff genommen, das sich heute zu einem
Kommunikationszentrum des Turnvereins mit seinen zahlreichen Abteilungen entwickelt hat. Damit war noch nicht genug. Die Turnhalle, die früher noch ihre Dienste ausreichend versah, platzte aus allen
Nähten. Mit einem rapiden Wachstum der Gemeinde wuchs auch die Mitgliederzahl des Vereins. Wir erinnern uns deshalb gerne an jene denkwürdige Ausschuß-Sitzung im März 1974, bei der einstimmig
beschlossen wurde, die viel zu klein gewordene alte Turnhalle abzubrechen und mit dem Bau einer den Zeitverhältnissen gerecht werdenden Halle zu beginnen. Diese Entscheidung war nicht leicht zu
treffen, wußte man doch um die finanzielle Lage des Vereins, die es eigentlich nicht hätte zulassen dürfen, mit einem solchen Projekt zu beginnen. Erinnerungen werden wach und führen uns nochmals
zurück ins Jahr 1925.Waren es damals noch 4000,-Reichsmark die zum Aufkauf des Turnplatzes benötigt wurden, ging es jetzt beim Turnhallenneubau um mehr als 1 Million DM.
Kurzfristig bildeten sich Arbeitskommandos, mit unzähligen Traktorenladungen wurden die Reste des früheren Turnhallengebäudes zum Auffüllplatz gefahren, Gemeinde und Verein machten die letzten
Reserven frei, die Bevölkerung spendete und opferte und unzählige freiwillige Helfer stellten sich während der Bauzeit zur Verfügung . . . und das Werk war vollbracht. Noch im Dezember1974 konnte die
Turnhalle eingeweiht und in Betrieb genommen werden.
An dieser Stelle sei nochmals allen ein herzlicher Dank gesagt, die mithalfen, dem Verein das zu geben, wie er sich heute uns darstellt.
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